S-House
S-House
Standort: Niederösterreich, Obere Hauptstrasse 38, 3071 Böheimkirchen
Fertigstellung: 2005
Bautyp: Neubau
Bauart: Holz-Stroh-Lehm
Auftraggeber: Gruppe Angepaste Tecnologie (GrAT)
Planung: Gruppe Angepaste Tecnologie (GrAT)
Technische Universität Wien
Wiedner Hauptstr. 8-10
1040 Wien
Tel.: +43 1 58801 49523,
Email: contact@grat.at
Website: www.grat.at
Architekt Georg Scheicher
Adnet 241, 5421 Adnet
Tel.: +43 6245 83521
Email: architekten@scheicher.at
Website: www.scheicher.at
Energieplanung: Ing. Dietmar Stampfer und TB INSTAPLAN, Faistenau
Ing. Hans Steurer
Zimmerer: Zimmerei Florian Hager
Beschreibung
Das S-HOUSE wurde in Böheimkirchen im Jahr 2005 fertig gestellt. Mit dem S-House wird das “Faktor 10”-Konzept im Baubereich umgesetzt und den Kriterien nachhaltigen Bauens entsprochen.
Die Planung und Realisierung des Büro- und Demonstrationsgebäudes S-HOUSE baut auf den Ergebnissen aus Forschungsarbeiten auf, die im Rahmen von „Haus der Zukunft“ von der Gruppe Angepasste Technologie (GrAT) an der TU Wien in Kooperation mit verschiedenen PartnerInnen durchgeführt wurden. In den Grundlagenstudien wurden die technischen, rechtlich/politischen und organisatorischen Möglichkeiten für den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen im Bauwesen untersucht und konkrete Konstruktionslösungen entwickelt. (vgl. FORSCHUNGSFORUM 4/2002)
So wurden z.B. im Rahmen des Projekts „Wandsysteme aus nachwachsenden Rohstoffen“ (GrAT in Zusammenarbeit mit IBO/Österreichisches Institut für Baubiologie- und Ökologie, Wien 2001) sämtliche technischen Grundlagen für ein Holzständerwandsystem mit Strohdämmung erarbeitet und der Baustoff Stroh sowie der entwickelte Wandaufbau bezüglich ihres Brandverhaltens und ihrer Wärmeleitfähigkeit geprüft und zertifiziert. Die Untersuchungen zeigten, dass Stroh ausgezeichnete bauphysikalische Eigenschaften aufweist und der getestete Wandaufbau durch seine gute Wärmedämmung Passivhausstandard erreicht.
Mit der Planung und baulichen Umsetzung des S-HOUSES wird demonstriert, dass sich moderne Architektur und Formensprache mit den Grundsätzen des solaren Bauens und dem Einsatz von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen verbinden lässt.
Die für das S-HOUSE entwickelten konstruktiven Lösungen erfüllen alle für den Passivhausstandard notwendigen Anforderungen bezüglich Wärmebrückenfreiheit und Luftdichtheit. Alle Bauelemente und Konstruktionen bieten durch den Einsatz ungiftiger Baumaterialien und einer baubiologisch einwandfreien Ausführung hohe Sicherheit und hohen Benutzerkomfort. Generell wurden im gesamten Gebäude keine metallischen Komponenten und fossilen Kunststoffe verwendet. Für die statische Konstruktion wurde ausschließlich Holz eingesetzt. Die Fassade wurde gemäß der Ergebnisse aus den Grundlagenstudien als eine Konstruktion aus Holzplatten und gepressten, wärmebrückenfrei montierten Strohballen gefertigt. Diese Strohdämmung wurde mit einer Lehmputzschicht und einer Holzschalung versehen.
Die Luftdichtheit wird durch die Holzplattenkonstruktion gewährleistet. Die Südfassade wurde großflächig verglast. Zur Realisierung einer passivhaustauglichen Gebäudehülle wurden auch entsprechende strohballengedämmte Boden- und Deckenelemente entwickelt. Somit ist das gesamte Gebäude mit Stroh „eingepackt“ und erhält dadurch eine optimale Wärmedämmung.
Das Haus steht auf einer unterlüfteten Gebäudeplatte, die nur von Punktfundamenten getragen wird. Dadurch konnte nicht nur der Verbrauch an mineralischen Ressourcen gegenüber herkömmlichen Fundamenten um ein Vielfaches reduziert werden; durch diese Konstruktion kann sich zudem keine kalte und feuchte Luft im Bereich der Bodenplatte ansammeln. Damit wird der Dämmwert der Bodenkonstruktion optimiert. Das Dach wurde als Membrandach ausgeführt: es besteht aus einer „fliegenden“ Holzkonstruktion, die über der strohgedämmten Holzdecke angebracht wurde und mit einer Kautschukmembran gedeckt sowie begrünt wird.
Im S-HOUSE werden diese innovativen Konstruktionen und Bauprodukte nicht nur präsentiert, sondern deren technische Funktion auch laufend überprüft. Es wurde ein umfangreiches Messkonzept entwickelt, das die Messung und Dokumentation der wichtigsten bauphysikalischen und raumklimatischen Parameter vorsieht. Damit werden die im Labor ermittelten Werte für die Gebäudekonstruktion in der Praxis verifiziert.
An der Nordseite der Fassade wurden Test-Wandelemente in die Stroh/Holz-Konstruktion eingebaut, wo weitere Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zum Einsatz kommen. Dieser Teil der Fassade wurde mit Messsensoren ausgestattet, so dass ein Vergleich dieser Wandelemente mit dem restlichen Gebäude durchgeführt werden kann. Dabei wurden Dämmstoffe aus Kork (Dämmkork/Qualitätsbaustoffe Bucher), Hanf (Thermo Hanf) und Flachs (Heralax/ Heraklith Dämmsysteme) eingebaut. Sämtliche Messergebnisse werden laufend ausgewertet.
Abbildungsnachweis: GrAT