Exkursion – Weinviertler Kellergassen
Niederösterreich hat stolze 1.100 Kellergassen. Dieses Phänomen einer anonymen Baukultur findet sich in seiner höchsten Dichte im Weinviertel. Die zurückhaltende Architektur der historischen Kellergasse, die einst Produktion und Lagerstätten des Weines waren, prägen in Symbiose mit der Natur die Kulturlandschaft Niederösterreichs. Die Weinviertler Kellergassen sind eine relativ junge Baukultur, die ältesten datierten Bauten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Als einzigartiges Kulturgut ist die Weinviertler Kellerkultur seit 2022 als immaterielles Kulturgut der UNESCO aufgenommen und ist auch zunehmend bei Tourist_innen ein beliebtes Reiseziel.
Im Rahmen dieser Exkursion wurden vier verschiedene Kellergassen besichtigt. Raschala, Alberndorf, Hadres und Unterstinkenbrunn.
Raschala ist ein Beispiel für die Sanierung eines gesamten Kellergassenensembles. Der Kellergassen”Pabst” Helmut Leierer hat den Sanierungsprozess seit den 1970er bis heute begleitet und gab uns einen Einblick in die Geschichte. Der Fokus der Führung lag auf dem Sanierungsprozess, den architektonischen Besonderheiten und den historischen Lehmbauweisen, die an einzelnen Mauerwerksabschnitten sichtbar sind.
Alberndorf ist eine geradlinige, dicht verbaute Kellergasse mit einer beachtlichen Länge und verschiedenen Bautypen an Presshäusern. Sie war unter anderem auch ein Drehort für die bekannten Polt-Verfilmungen der Kriminalserie von Alfred Komarek. In Kooperation mit dem Verein YEB – Young Earth Builders gab es eine kleine Einführung in die Verwendung von “Vor-Ort-Lehm” geben. Der Kellergassenlehm wurde zu Lehmputz aufbereitet und eine Putzprobe angelegt.
Der nächste Halt war die Kellertrift in Hardes. Dort bilden 400 Presshäuser über 1,6 km die längste geschlossene Kellergasse Europas. Diese teilt sich in die große und kleine Kellertrift. Die große Kellertrift ist seit einigen Jahren ein gutes Beispiel für Revitalisierung und Belebung. Die kleine Kellertrift erfährt aktuelle eine Entwicklung in Richtung Museumskellergasse. Einige Presshäuser sind bereits saniert. Bespielt werden diese mit wiederkehrenden kulturellen Veranstaltungen und Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst.
Der letzte Halt führte uns nach Unterstinkenbrunn. Die Besonderheit dieses Kellerviertels liegt in den seitlichen Eingängen. Auch in der Fassadengestaltung heben sich die Presshausfassaden in dieser Ortschaft ab. Im Zuge einer Weinverkostung konnte die Buschenschank der Fam. Gass besichtigt werden. Dieses Projekt zeigt den sanften Eingriff, bei dem zwei Presshäuser miteinander verbunden wurden, um entsprechende Räumlichkeiten für die Buschenschank zu erhalten.