Haus Waldinger
Haus Waldinger
Standort: Steyr-Gleink, Oberösterreich
Fertigstellung: 2016
Bautyp: Wohngebäude (Umbau und Sanierung eines historischen Vierkanthofes)
Bauart: Mischmauerwerk aus Flusssteinen, Massivlehm („Gsatztes Mauerwerk“) und ungebrannten Lehmziegeln, teilweise Vollziegel
AuftraggeberIn: privat
Planung: Proyer & Proyer Architekten
Schwarzmayrstraße 10, 4400 Steyr
Tel. 07252 77083, www.proyer.com
Lehmbau: Alema Lehm GmbH [heute Eder Innovation GmbH]
Doktor-Groß-Straße 11, 4600 Wels
Bauleitung: Baufirma Höller Gitter Langeneder
Franz-Höller-Weg 6, 4553 Schlierbach
Tel. 07582 61390, www.langeneder-bau.at
Beschreibung
Der 1503 erstmals erwähnte Vierkanthof wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und befand sich bereits in desolatem Zustand als die Entscheidung fiel, die historische Bausubstanz durch Sanierung und Umbau als zeitgemäßes Wohnhaus nutzbar zu machen. Ursprünglich diente das von Obstbäumen umgebene, auf einer Hügelkuppe inmitten von Feldern gelegene Gebäude als Mesnerhaus des nahegelegenen Stifts Gleink.
Das historische Mauerwerk besteht aus einer Mischung verschiedener ungebrannter Lehmbaustoffe, die stellenweise mit gebrannten Vollziegeln ergänzt wurden. Eine nachhaltige und ökologische Bauweise war zentraler Bestandteil des Sanierungskonzepts. So wurden die Wände im Inneren mit Lehm verputzt und auf einer Außendämmung aus Hanfdämmplatten der Firma Capatect wurde ein Trasskalkputz aufgebracht. Die Verwendung zementhaltiger Baustoffe konnte dadurch vermieden werden und der Wandaufbau diffusionsoffen und atmungsaktiv bleiben. Dies wirkt sich positiv auf das Raumklima aus, da sowohl die feuchteregulierenden Eigenschaften als auch die thermische Masse der Lehmbaustoffe ihre volle Wirkung entfalten können. Gleichzeitig werden die Außenwände durch die thermische Sanierung modernen energetischen Anforderungen gerecht, ohne die Umwelt durch die Verwendung CO2-intensiver Baumaterialien zu belasten.
Durch behutsame Um- und Zubauten gelang es, einen sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz mit zeitgenössischen Wohnformen und Komfortansprüchen zu vereinbaren. Während das Erdgeschoss baulich nur wenig verändert wurde, ermöglichten ohnehin notwendige Eingriffe, wie die vollständige Erneuerung des Dachstuhls im oberen Geschoss, einen freieren Umgang mit der historischen Substanz. Durch den nun teilweise offenen Dachstuhl und tiefliegende Fensterparapete entstanden höhere Räume und ein offener, heller Wohnbereich von großer räumlicher Qualität.
Die Unebenheit der händisch neu verputzten Bestandsmauern und die zeitgenössische Ästhetik der maschinell verputzten Wände im Obergeschoss schaffen einen sanften Kontrast zwischen Alt und Neu, der durch den Zubau eines Windfangs mit großzügigen Verglasungen und der teilweise sichtbar belassenen Mauerwerksstruktur im Eingangsbereich nochmals unterstrichen wird. Auch die Sichtbetonstiege und der rote Boden der Eingangshalle kontrastieren historische Elemente wie den steinernen Rahmen der Eingangstür. Die Farbgestaltung der Wände orientiert sich an historischen Farbresten, die im Zuge der Sanierung zum Vorschein kamen.
Insgesamt besticht die Sanierung des Gebäudes auch durch den lebenszyklusorientierten Ansatz, die stimmige Verwendung des Baustoffes Lehm und anderer natürlicher Materialien, die auch in der Entsorgung keine problematischen Belastungen für die Umwelt mit sich bringen werden.
Quellen:
© Proyer & Proyer Architekten ZT OG, Steyr
Abbildungsnachweis:
© Proyer & Proyer Architekten ZT OG, Steyr