Friedhof Batschuns

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Beschreibung

Der neben einer Kirche von Clemens Holzmeister gelegene Friedhof aus den 1920er-Jahren wurde erweitert und um eine kleine Totenkapelle ergänzt. Das bestehende Ensemble aus Kirche und Friedhof formiert sich aus zwei eigenständigen Elementen, die selbstbewusst nebeneinander situiert sind, inmitten von einem weiten, offenen und ländlichen Umfeld.

In Batschuns, einer Fraktion der Vorarlberger Gemeinde Zwischenwasser, ist eine direkte sinnliche Annäherung an das Reich der Toten möglich. Art und Weise der dort 2001 begonnenen und kürzlich fertiggestellten Friedhofserweiterung erlauben überraschend diesen Grenzübergang – für den, der bereit ist, seine Konzentration auf das Feinstoffliche der Bauten zu richten. Schon das in Material und Form stimmige Sakralarchitekturensemble bietet einen visuellen Zugang zu jenseitiger Grenzerfahrung, noch viel eindrücklicher ist der monolithisch wirkende Lehmquader des Aufbahrungsgebäudes.

Das über einen geladenen Wettbewerb gekürte Werk vom Marte & Marte besteht aus einem leicht geneigten Kiesfeld mit rahmenden Mauerabschnitten. Solange keine Erdbestattung erfolgt, wirkt dieser vom umgebenden Wiesenland samt Obstbäumen sich prägnant absetzender Bereich fast nutzungsneutral. Die Fortschreibung der geometrischen Ordnung des Friedhofs ist zwar evident, aber die lapidare Auslegung der wenigen Bauelemente abstrahiert die Nutzung bis zur Verwechselbarkeit. Durch die Farbe des nahe des Bauplatzes gewonnenen Baumaterials Stampflehm, das sich der Farbe des Holzmeisterschen Putzes so weit annähert, dass man eine bewusste Farbwahl vermuten möchte, stellt sich immerhin eine überzeugende Ensemblewirkung ein. Das vom erfahrenen Schlinser Lehmbaumeister Martin Rauch, der diesem uralten Baumaterial über viele ansprechende Realisierungen eine unerwartete Aktualität in der Gegenwartsarchitektur zurückerobert hat, betreute Projekt, schert aus der pragmatischen Tendenz aus, in der die meisten Friedhofsanlagen nun rationalisiert angelegt werden. Wenn sich wenige Monate nach der Fertigstellung und nach einigen sommerlichen Starkregenereignissen, am Fuß der Lehmgewände lange, im riesigen Kiesbett durchaus ansprechend aufgehobene Haufen ausgewaschener Lehmbeimengungen sammeln, sodass die als Schutz in regelmäßigen Schichten eingearbeiteten Mörtelbänder hervortreten und an natürliche Verwitterungsformen von Löß und Konglomerat erinnern, dann fasziniert diese Architektur vor allem einmal durch die Lebendigkeit ihrer großflächigen Texturen. Die Analogie zwischen dem reversiblen Substanzverlust des Lehmbaus und dem Kreisen der Menschheit zwischen Geburt und Tod ist nicht schwer herzustellen.

Das Vergehen des Lebens bei einem Friedhof architektonisch über ein vollständig recyclierbares, in der Natur gewonnenes und nur durch einfache Vorbereitung nutzbar gemachtes Baumaterial zu thematisieren, zeugt von Mut und Willen zur Opposition gegen die allgegenwärtige Technisierung und Banalisierung des Bestattungswesens durch Kommunen und private Anbieter.

Quellen:
www.lehmtonerde.at
www.nextroom.at (Walter Chramosta)
www.marte-marte.com

 

Abbildungsnachweis:
Fotos © Bruno Klomfar (www.klomfar.com)

Friedhof Batschuns

Standort: Vorarlberg, Zwischenwasser
Fertigstellung: 2001
Bautyp: Friedhof (Sakralbau)
Bauart: Stampflehmbau
Auftraggeber: Pfarrgemeinde Batschuns
Planung: Marte.Marte Architekten (Bernhard Marte, Stefan Marte)
Neustadt 37
6800 Feldkirch Österreich
Tel.: +43552235485
Email: architekten@marte.marte.com
Website: www.marte-marte.com

Bauleitung: Lehm Ton Erde Baukunst Gmbh.
Quadernstrasse 7
6824 Schlins
Tel.: +4355248327
Email: info@lehmtonerde.at
Website: www.Lehmtonerde.at

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