Stampflehmboden im ArchitekturForum Oberösterreich (afo)

Stampflehmboden im ArchitekturForum Oberösterreich (afo)

Standort: Linz
Fertigstellung: 2018
Bautyp: Lehmboden
Bauart: Stampflehm
AuftraggeberIn: afo architekturforum oberösterreich
Planung: Franz Koppelstätter (afo architekturforum oberösterreich)
Herbert-Bayer-Platz 1, 4020 Linz, fk@afo.at, www.afo.at
Lehmbau: Kunstuniversität Linz – Architektur Studio BASEhabitat
Hauptplatz 6, 4020 Linz, basehabitat@ufg.at, https://www.basehabitat.org/
Bauleitung: Hanno Burtscher und Dominik Abbrederis (BASEhabitat)
Projektkoordination: Ulrike Schwandtner (BASEhabitat)
Links zum Projekt: www.ufg.at

Beschreibung

Die Ausstellung im Haus des architekturforums oberösterreich (afo) unter dem Namen „erdig“ präsentierte 2018 die 40 nominierten Projekte des TERRA Awards – den ersten weltweiten Preis für zeitgenössische Lehmarchitektur. Die Finalisten wurden unter 357 verschiedenen Projekten aller Art ausgewählt. Die unterschiedlichsten Nutzungstypen vom Wohnbau bis zum Gewerbebau waren vertreten, aber auch hinsichtlich der Lehmbautechniken wurde fast alles gezeigt, was der Baustoff hergibt. Das Ziel der Ausstellung war den Baustoff der Bevölkerung wieder näherzubringen und wiederzubeleben, um damit auch einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. [1]

Um die Wanderausstellung, welche hauptsächlich aus Plakaten besteht, greifbarer zu machen, plante das afo den Besuchern den Baustoff Lehm durch praktische Lehmanwendungen in Form von Ausstellungsarchitektur noch näher zu bringen, indem er mit all deren Sinnen erlebbar wird. Zu diesem Zweck veranstaltete die Architekturabteilung der Kunstuniversität Linz, Studio BASEhabitat, in den Monaten vor der Eröffnung diverse Lehmbau-Workshops. Diese sollten den TeilnehmerInnen das Gefühl für das Bauen mit Lehm vermitteln und als zusätzliche Wissensverbreitung dienen.

Während eines einwöchigen Workshops hatten Teilnehmer die Chance, im Ausstellungsraum temporäre Lehmwände mit ca. 130 Jahre alten, ungebrannten Lehmziegeln aus dem Weinviertel hochzuziehen und mit verschiedenen Putzen zu gestaltet. Diese waren ein Nachbau der Lehmwände des Wohnbauprojektes Phoolna – ein LehrerInnenwohngebäude von BASEhabitat. Dieses wurde mit Studierenden und lokalen Arbeitern von 2012-2015 in Indien geplant und erbaut und befand sich ebenfalls unter den Nominierungen für den TERRA Award. Nach der Ausstellung wurden die Lehmwände wieder abgetragen und gegen Selbstabbau verschenkt. [2]

Geblieben ist der Stampflehmboden im Keller des afo – Gebäudes, welcher ebenfalls im Zuge eines Workshops für die Ausstellung eingebracht wurde. Hier konnten TeilnehmerInnen in kleinen Gruppen verschiedene Arbeitsschritte ausprobieren und durch ergänzende theoretische Inputs mehr Wissen über den Baustoff sammeln. Der Workshop wurde in zwei Etappen aufgeteilt. Der Lehmboden wurde Ende März 2018 innerhalb von 4 Tagen eingebracht. In einem zweiten Schritt Anfang Mai wurde der Stampflehmboden während eines zwei Tages Workshops versiegelt. [3][4]

Ablauf des Stampflehmbodenworkshops

Der erste Tag diente zur Vorbereitung und Einrichtung der Baustelle. Zur Bestimmung der Stampflehmmischung wurden mithilfe kleiner Probeschalungen Probekörper gefertigt, die auf ihre Festigkeit und ihr Schwindverhalten geprüft wurden und später auch Teil der Ausstellung wurden. Um auch die Höhenentwicklung nach der Verdichtung der ausgewählten Lehmmischung zu überprüfen, wurde ein Probefeld im Keller erstellt, an dem einige Tests durchgeführt wurden. Zudem wurden die Höhen des bestehenden Kellerbodens vermessen, um die Einbringhöhen so anpassen zu können, dass nach der Verdichtung eine möglichst ebene Oberfläche entsteht.

Am zweiten Tag wurde der lose Lehm eingebracht. Die Einbringhöhen von 9 bis 13 cm wurden regelmäßig kontrolliert, um eine plane Oberfläche zu gewährleisten. Wichtig war es, nie über 15 cm Höhe einzubringen, da sonst die Verdichtung der untersten Schichten nicht mehr gewährleistet werden kann. Nachdem die erforderlichen Höhen erreicht wurden, wurde der Boden mittels Glättschuhen und einer Walze vorverdichtet und um den Feuchtigkeitsverlust zu verhindern über Nacht mit Folien abgedeckt.

An dritten Tag wurde die endgültige Verdichtung wurde mithilfe einer Rüttelplatte und fallweise mit Handstampfern, Klopfhölzern und Hämmern durchgeführt. Hierbei wurden auch Unebenheiten und Löcher ausgebessert.

Um eine schöne Oberfläche zu erhalten und die Festigkeit zu erhöhen, wurde der Boden am vierten Tag mit Diamantschleifplatten geschliffen. Nach einer Trocknungszeit von einem Monat konnte er mit Carnaubawachs veredelt werden. [5]

Quellen:
[1] TERRA AWARD – Finalists. In: http://terra-award.org/finalists/ (letzter Zugriff:
08.04.2021)
[2] Kunstuniversität Linz – die architektur – BASEhabitat: PHOOLNA –
Lehrer*innenwohnungen für bessere Bildungsstandards. In:
https://www.basehabitat.org/projects/phoolna/ (letzter Zugriff: 08.04.2021)
[3] Kunstuniversität Linz – die architektur: erdig – TERRA Award – Bauen mit Lehm. In:
https://www.ufg.at/Newsdetail.1899+M54c462f1bd1.0.html (letzter Zugriff:
08.04.2021)
[4] afo architekturforum oberösterreich: erdig – TERRA Award – Bauen mit Lehm. In:
https://afo.at/programm/erdig (letzter Zugriff: 08.04.2021)
[5] Deubelli, Sarah / Meindl, Maximilian: BASEhabitat Stampflehmboden – Errichten
eines Stampflehmbodens am Beispiel eines BASEhabitat-Workshops; Linz:
Kunstuniversität Linz – die architektur. Workshopbericht 2018. S.5 ff.

Abbildungsnachweis:
Abb0: Hauptbild. Quelle: Stefanie Hueber
Abb1: Stampflehmboden im Keller. Quelle: Stefanie Hueber
Abb2: Produktion als Teil der Ausstellung. Quelle: Stefanie Hueber
Abb3: Workshop im afo. Quelle: Maximilian Meindl
Abb4: Materialtests. Quelle: Maximilian Meindl
Abb5: Teststück. Quelle: Maximilian Meindl
Abb6: Lehrrohrtest im Testfeld. Quelle: Maximilian Meindl
Abb7: Bestandsaufnahme und Definierung der Schütthöhen. Quelle: Maximilian Meindl
Abb8: Stampfschuhe zum vorverdichten. Quelle: Maximilian Meindl
Abb9: Werkzeuge zum Verdichten, Retuschieren, Schleifen und Wachsen. Quelle: Maximilian Meindl
Abb10: Retuschieren. Quelle: Maximilian Meindl
Abb11: Versiegelter Boden. Quelle: Stefanie Hueber

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