FAQ

 


Inwieweit ist Lehm eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Baustoffen?

Lehm ist ein durch und durch kreislauffähiges Material. Er fällt in vielen Fällen als Aushubmaterial an, kann beliebig oft wiederverwendet und, sollte er nicht mehr benötigt werden, in die Natur rückgeführt werden. Lehm steht fast überall zur Verfügung, weshalb die Transportwege kurz gehalten werden können. Lehmbaustoffe unterliegen weiters keinen energieaufwändigen Verarbeitungsprozessen. Die CO2-Bilanz von Lehm ist dadurch um ein vielfaches Besser als jene von herkömmlichen Baustoffen wie Beton, Ziegel, Gipskarton etc.

Welcher Lehm eignet sich zum Bauen? Kann ich jeden Aushub verwenden oder an einer beliebigen Stelle nach Lehm graben und damit bauen?

Nein, Lehm ist nicht gleich Lehm. Lehm ist ein Gemisch aus unterschiedlichen Bestandteilen wie Sand, Schluff und Ton. Da es sich hierbei um ein natürliches Produkt handelt, folgen diese Zutaten keinen festgelegten Anteilen. Bevor der Lehm im Bau weiterverarbeitet werden kann, muss er zunächst auf seine Qualität geprüft werden. In jedem Fall muss beim Grubenaushub die obere Humusschicht (40 – 50 cm) entfernt werden. Für kleine Bauvorhaben (Lehmöfen etc.) eignen sich einfache Vor-Ort-Tests, die jede/r selbständig durchführen kann (Kugelfallprobe, Abriebtest, Schneidetest). Dabei wird festgestellt, ob es sich um einen fetten Lehm (hoher Tongehalt) oder um einen mageren Lehm (geringer Tongehalt) handelt. Zu magerer Lehm hat nicht die notwendige Bindekraft, zu fetter Lehm muss im Bedarfsfall mit Sand abgemagert werden. Für größere Bauvorhaben sollte unbedingt eine Fachkraft herangezogen werden!

Warum ist Lehm ein „gesunder“ Baustoff?

Die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften des Lehms tragen einen entscheidenden Teil zur Verbesserung des Raumklimas bei. Durch intelligente Auf- und Abgabe von Wasserdampf reguliert, Lehm auf eine natürliche Weise, die Feuchtigkeit in der Raumluft und schafft dadurch optimale und gesunde Luftfeuchte im Raum. Eine zu hohe Luftfeuchte fördert die Bildung von Schimmelpilzen, was gesundheitsgefährdend sein können. Eine zu trockene Raumluft lässt die Atemwege austrocknen. Besonders für Menschen mit Neurodermitis, Allergien oder Asthma ist eine ausgeglichene Luftfeuchte wichtig. Zudem enthalten Lehmbaustoffe in der Regel keinerlei gesundheitsgefährdende Zusatzstoffe.

Eignet sich Lehm gut für den Innenausbau?

Ja. Lehmputze und Lehmbauplatten stellen eine ökologische Alternative zu im Trockenbau gängigen Putzen und Gipskartonplatten dar. Im Gegensatz zu herkömmlichen Baustoffen wirken sich Lehmbaustoffe durch ihre feuchteregulierenden Eigenschaften positiv auf das Raumklima aus und sorgen für eine ausgeglichene Luftfeuchte. Lehmbauplatten zeichnen sich durch sehr gute Schall- und Brandschutzeigenschaften aus. Sowohl Lehmbauplatten als auch Lehmputze können optimal mit einer Wandheizung kombiniert werden und zeichnen sich durch ihre Wärmespeicherwirkung aus.
Lehm kommt in unterschiedlichen Zusammensetzungen auch für Lehmschüttungen in Böden und Decken oder als Lehmestrich zum Einsatz.

Kann ich mit Lehm auch tragend bauen?

Ja. Für eine tragende Ausführung eignen sich z.B. Stampflehm-, Wellerlehm- und Lehmziegelwände. Aufgrund der geringen Druckfestigkeit sind den Dimensionen (ein- bis zweigeschossig) allerdings Grenzen gesetzt. In gemäßigten Klimazonen müssen weiters entsprechende Kombinationen mit Wärmedämmelementen überlegt werden. Dabei eignen sich vor allem Schilfmatten, um die Diffussionsoffenheit von Lehmwänden nicht zu beeinträchtigen. Tragende Stampflehmelemente gibt es mittlerweile auch in vorgefertigter Form mit oder ohne integrierter Kerndämmung.

Ist man an die natürliche Farbigkeit des Lehms gebunden oder gibt es Alternativen?

Nein, man ist nicht an die natürliche Farbigkeit des Lehms gebunden. Während die Unterputze die natürliche, meist bräunliche Farbe des Lehms aufweisen, werden Feinputze oft farbig ausgeführt. Werden farbige Lehme benutzt, ist man auf die natürlichen Erdfarben der verschiedenen Lehme beschränkt. Weiters kann beim Feinputz durch Zugabe von natürlichen Farbpigmenten beinahe jeder individuelle Farbwunsch erzielt werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass baubiologisch verträgliche Pigmente zum Einsatz kommen, da sonst die positiven feuchteregulierenden Eigenschaften des Lehms negativ beeinträchtigt werden könnten. Weiters verträgt sich Lehm gut mit Kalk- bzw. Kalk-Kasein-Farben.

Sind Lehmputze abriebfest?

Farbige Anstriche oder Feinputze sind in der Regel gut abriebfest. In Ausnahmefällen können braune Unterputze auch einlagig belassen werden. Hier ist es meist notwendig, die Oberfläche gegen Abrieb und Sanden zu behandeln. Zum Stabilisieren eignen sich zum Beispiel Kaseinanstriche, Wasserglas, Zellulose oder Leinöl.

Kann ich mit Lehmputz nur runde Ecken machen?

Prinzipiell sind abgerundete Ecken im Lehmbau einfacher herzustellen und weniger schadensanfällig. Ecken mit leichten Rundungen (z. B. 6 mm DM) sind mit einer Eckenkelle leicht auszuführen und vermitteln einen präzisen Eindruck. Für sehr kantige Ecken können auch Metall-Eckschienen eingebaut werden. Hier ist darauf zu achten, dass möglichst gut und rau grundiert wird, damit der Putz auf den glatten Metallschienen haftet.

Ist Lehm ein normierter Baustoff?

In Österreich gibt es bislang keine eigenen Normen für den Lehmbau. In Deutschland gibt es DIN-Normen für Lehmsteine, Lehmputze, Lehmmörtel und Lehmbauplatten sowie die Lehmbau-Regeln, die den Stand der Technik im Lehmbau abbilden. Grundsätzlich ist ein Heranziehen der DIN-Normen zu empfehlen. An einer europäischen Lehmbaunorm wird gearbeitet.

Wie kann ich Flecken oder Macken im Lehmputz ausbessern?

Es hängt davon ab, ob der Lehmputz durchgefärbt oder mit einem farbigen Anstrich versehen ist. Bei durchgefärbtem Lehmputz kann die Schadstelle einfach mit einem feuchten Schwamm verrieben oder, bei größeren Dellen, mit derselben Putzmischung überarbeitet werden.  Ist der Lehmputz mit einem weißen oder farbigen Anstrich versehen, so kann die Schadstelle mit demselben Anstrich übermalt werden.

Kann ich auf Lehmputz Fliesen kleben?

Das ist prinzipiell möglich, wenn auch mit der notwendigen Vorsicht. Es besteht die Gefahr, dass Wasser hinter die Fliesen gelangt, der Lehmputz weich wird und sich die Fliesen lösen. Daher sind vor allem im Spritzwasserbereich wasserunlösliche Putze als Untergrund zu bevorzugen. Im privaten Bereich kann man sich darauf einlassen, eine Gewährleistung wird wohl kaum jemand übernehmen.

Ist eine Innendämmung mit Lehm möglich?

Grundsätzlich ist eine Innendämmung (z. B. bei denkmalgeschützten Fassaden, Fachwerkhäusern) mit Lehm möglich. Als Innendämmung können Leichtlehmsteine verwendet werden. Feucht eingebrachter Leichtlehm ist für eine Innendämmung ebenfalls denkbar, aufgrund der langen Trocknungszeit (oft mehrere Monate) ist eher davon abzuraten. Eine Alternative wären z. B. mit Lehmklebemörtel aufgebrachte Holzfaserplatten, die mit einem Lehmputz versehen werden.

Welche Werkzeuge eignen sich zum Auftragen/Bearbeiten eines Lehmputzes?

Lehmputz wird entweder händisch mit der Kelle aufgetragen oder maschinell aufgespritzt. Danach kann die Oberfläche mit verschiedenen Arten von Metallkellen geglättet werden. Zum Verreiben nach dem Antrocknen kommen Glättkellen aus Holz- oder Kunststoff zum Einsatz, je nach gewünschter Oberflächenstruktur auch Schwamm- oder Filzkellen. Japankellen eignen sich besonders gut für die Verarbeitung von Lehmputzen.

Birgt Lehm die Gefahr von Wasserschäden?

Lehm ist wasserlöslich. Bei fehlendenSchutzvorkehrungen kann dies zu Schäden bzw. im schlimmsten Fall zu einem Ausschwemmen des Bauwerks führen. Dem kann bautechnisch begegnet werden, indem ein dichtes Fundament und eine entsprechend hoher, wasserdichter Spritzwassersockel ausgebildet werden. Weiters ist es ratsam, Lehmwände durch einen entsprechenden Dachüberstand zu schützen. In Nassräumen sollte Lehm nur bedingt und außerhalb des unmittelbaren Spritzwasserbereichs eingesetzt werden. Wenn die grundsätzlichen baulichen Regeln beachtet werden, ist Lehm ein extrem langlebiger Baustoff.

Kann Lehm mit Wand- bzw. Fußbodenheizungen kombiniert werden?

Lehm hat eine hervorragende Speicherwirkung und ist daher besonders gut für den Einsatz von Niedrigtemperaturheizungen geeignet, da das Material die Wärme gut aufnimmt und gleichmäßig verteilt. Da es sich bei den Lehmputzen um eher weiche Putze handelt, reagieren sie auch gut auf die wechselnden Temperaturen bzw. kann ein gewisser Strohanteil im Grobputz die Rissbildung zusätzlich mildern. Im Trockenbau haben sich Lehmbauplatten mit integrierter Wandheizung bewährt.

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