Healthcare-Centre Mondikolok

Healthcare-Centre Mondikolok

Standort: Mondikolok, Kajo-Keji Country, Südsudan
Fertigstellung: 2014
Bautyp: Gesundheitszentrum
Bauart: Lehmbau aus luftgetrockneten Lehmziegeln
(Adobe-Bauweise) mit entkoppelter Dachkonstruktion
AuftraggeberIn: NGO “Osttirol für Jalimo”
Planung: David Kraler und Christoph Lachberger
davidkraler@gmx.at; christophlachberger@zoho.com
Lehmbau: David Kraler und Christoph Lachberger
Statik: DI Kurt Pock
Bauleitung: David Kraler und Christoph Lachberger
Links zum Projekt: https://gelatat.wordpress.com/

Beschreibung

Das Healthcare-Centre in Mondikolok, Südsudan, wurde von David Kraler und Christoph Lachberger im Jahr 2014 erbaut. Das Projekt wurde von der NGO `Osttirol für Jalimo´ in Auftrag gegeben und von den beiden österreichischen Architekturstudenten als Diplomarbeit geplant und realisiert.

Bereits im Jahr 2012 begannen die Planungen mit einer Forschungsreise der Studenten in den Südsudan und das Projekt entwickelte sich über drei Jahre hin zu einer Gesundheitseinrichtung, die nicht nur vor Ort unbedingt benötigt wurde sondern auch bautechnisch eine beispielhafte Integration in die regionale Baukultur aufweist.

Das Projekt setzt sich aus zwei Gebäuden zusammen: Zum einen aus einem Gebäude mit medizinischem Schwerpunkt (‚medical building‘) und zum anderen aus einem Verwaltungsbau (‚administrative building‘). Ersteres beinhaltet jeweils zwei Untersuchungs- und Behandlungsräume sowie ein Labor und einen Röntgenraum. Aufgrund der linearen Anordnung der Räume ist nicht nur die Erweiterbarkeit des Baus gewährleistet, sondern es wird zugleich eine gute Orientierung für die Nutzer ermöglicht. Durch den Überstand des Dachs auf der Längsseite des Gebäudes ist ein Warteraum geschaffen, der Schutz vor Hitze und Niederschlag bietet.

Der Verwaltungsbau setzt sich aus den Räumlichkeiten für die MitarbeiterInnen der Gesundheitseinrichtung zusammen, wie Umkleiden und Sanitäreinrichtungen. Zudem beinhaltet er ein Medikamentenlager mit Ausgabe, einen Besprechungsbereich mit Teeküche und ebenfalls einen verschatteten Wartebereich für die PatientInnen.

Die hölzerne Dachkonstruktion aus heimischem Teak- und Mahagoni-Holz ist vom Lehmbau entkoppelt. Um die Berührungspunkte des Holzes mit dem Bodenbereich möglichst minimal zu halten, laufen jeweils zwei bis vier Stützen zu einem Auflagerpunkt zusammen. Hintergrund dieser Technik ist das verstärkte Termitenvorkommen vor Ort. Zusätzlich wurden sogenannte ‚Termite Shields‘ ausgeführt, welche die Gebäude vor den flugunfähigen Insekten schützen. Diese fanden neben der Dachkonstruktion auch im Lehmbau ihren Einsatz.

Aufgrund der traditionellen Baukultur im Südsudan wurde die Adobe-Bauweise für den Lehmbau gewählt. Diese ist nicht nur in den heimischen Rundbauten der lokalen Bevölkerung zu finden, sondern das Wissen um diese Lehmbautechnik ist vor Ort bis heute gut verankert. Es wurden daher Lehmziegel angefertigt, die anschließend an der Luft getrocknet und mit Lehmmörtel vermauert wurden. Anschließend wurde an der Innen- und Außenseite der Wände Lehmputz aufgetragen, die Oberflächenverarbeitung wurde, wie traditionell üblich, den lokalen Frauen übergeben.

Die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in den Bauprozess und die Anknüpfung an die traditionelle Bauweise war den Planern bei dem Projekt besonders wichtig. Somit sind die NutzerInnen in der Lage, die Gebäude nach der Errichtung regelmäßig zu warten und damit deren langfristigen Betrieb zu sichern.

Aber auch die Nachhaltigkeit der Bauten spielt eine wichtige Rolle – gerade in einem Kriegsgebiet ist es von Bedeutung, was im Fall einer Zerstörung mit den verwendeten Baumaterialien geschieht. Der Bau mit Lehm und Holz gewährleistet einen rückstandslosen Zerfall und vermeidet dadurch das Erzeugen von nichtrecyclebarem Bauschutt.

Auf der sozialen Ebene erfährt der Lehmbau aktuell eher einen Abschwung vor Ort. Sogenannte ‚permanent houses‘ aus Beton werden in der Bevölkerung immer populärer, obwohl diese weder der Lebensweise, noch den klimatischen Bedingungen gerecht werden. Die traditionellen Rundbauten aus Lehm werden trotzdem immer stärker vernachlässigt.

Ziel des Healthcare-Centres Mondikolok ist es auch, die lokale Lehmbautradition zeitgemäß fortzuführen. Dabei spielen auch die finanziellen Aspekte des Lehmbaus eine Rolle, wodurch die lokale Arbeitsleistung und die daraus resultierende Wertschöpfung in der Region bleiben. Im besten Fall kann das Gebäude dazu beitragen, dass dem Lehmbau in dieser Region wieder mehr Vertrauen
entgegengebracht wird.

Quelle:
https://gelatat.wordpress.com/

Abbildungsnachweis:
Fotos und Pläne: David Kraler und Christoph Lachberger

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